Samstag, 11. Februar 2017

Cicero zu Autorschaft als Ego-Trip

Wenn man als Bibliothek das wissenschaftliche Publizieren an der eigenen Hochschule in den Blick nimmt, sollte man die Motivation der Autoren beim Abfassen ihrer Texte immer vor Augen haben. Es geht hier nämlich nicht in erster Linie um die Verbreitung neuen Wissens. Es geht zu allererst um einen Ego-Trip.

Marcus Tullius Cicero hat in seiner im Jahre 62 v. Chr. gehaltenen Rede „Pro A. Licinio Archia poeta“ hier Klartext geredet:

„Neque enim est hoc dissimulandum, quod obscurari non potest, sed prae nobis ferendum: trahimur omnes studio laudis, et optimus quisque maxime gloria ducitur. Ipsi illi philosophi, etiam in eis libellis quos de contemnenda gloria scribunt, nomen suum inscribunt: in eo ipso, in quo praedicationem nobilitatemque despiciunt, praedicari de se ac nominari volunt.“
Op. cit., XI,26; Volltext bei Wikisource.

Frei übersetzt: „Um Klartext zu reden: Wir alle streben nach Ruhm und Anerkennung; gerade die ersten Köpfe lassen sich hierdurch besonders motivieren. Und sogar die, die gegen diese Ruhmsucht schreiben, sie kritisieren und verdammen, veröffentlichen dies unter ihrem eigenen Namen, wollen sie selbst doch zitiert und beachtet werden.“

Cicero hat in der Tat den Kern der Sache getroffen.