Wer wissenschaftlich arbeitet, sammelt. Er sammelt Bücher, Zitate, Fundstellen. Nikolaus Wegmann betont, dass Sammeln eine epistemologische Funktion hat. Und Sammeln ist stets unabgeschlossen:
„Man sammelt, was man noch nicht hat, und das, was man noch nicht hat, interessiert allein aufgrund dieser Stellung in der Logik des Sammelns. Das ist ein unabschließbares Motiv, das für den Sammler zur Konsequenz hat, daß er immer weiter in den Ozean der potentiell vollständig zum Gegenstand des Sammelns werdenden Objekt-Welt hinausgezogen wird.“
S. 263
Wegmann thematisiert auch das Sammeln im Modus des Lesens. Man liest nicht, um einen Text zu erfassen, sondern nur um ihn, etwa für Zitate, auszuschlachten.
S. 264
Quelle: Nikolaus Wegmann, Im Reich der Philologie : vom Sammeln und Urteilen, in: Konkurrenten in der Fakultät : Kultur, Wissen und Universität um 1900 / hrsg. von C. König und E. Lämmert, Frankfurt am Main 1999, S. 260-272.