Donnerstag, 7. August 2025

Kindle oder Papier? Warum wir (noch) besser auf Papier lesen – und was das eigentlich bedeutet

 Ich habe mich mit ChatGPT über die Vor- und Nachteile des digitalen Lesens unterhalten. 

Hier ist das Ergebnis als Blogbeitrag zusammengefasst:

Die Frage ist alt, aber nicht erledigt. Sie kehrt wieder, mit jedem neuen Gerät, jeder Werbekampagne für augenschonende Displays, jedem literarischen Bestseller, den man mit einem Daumen auf Seite 237 katapultiert. Was ist besser – das digitale Lesen auf dem Kindle oder das klassische Blättern im Papierbuch?

Die erste Antwort ist verführerisch einfach: Das Papier gewinnt. Leser verstehen mehr, erinnern sich besser, lesen konzentrierter. Und tatsächlich: Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Menschen gedruckte Texte gründlicher erfassen, strukturell besser erinnern und sich seltener selbst überschätzen. Vor allem, wenn der Text lang, komplex oder narrativ gebaut ist – also gerade dann, wenn Lesen mehr sein soll als Informationsaufnahme: ein Denken mit den Augen.

Aber so bequem diese Antwort auch ist – sie hält einer zweiten Frage nicht stand: Liegt das wirklich am Medium? Ist das Papier von sich aus überlegen? Oder liegt der Unterschied vielleicht woanders – in uns, in unseren Prägungen, Praktiken, Erwartungen?

Man könnte nämlich auch sagen: Wir lesen auf Papier besser, weil wir gelernt haben, auf Papier besser zu lesen. Weil Papier das Material unserer Bildung ist, unserer Prüfungen, unserer Andacht und unserer literarischen Selbstvergewisserung. Wer gelernt hat, dass ein Buch zu achten sei, wird es anders behandeln als ein Bildschirm, auf dem gestern noch Katzenvideos liefen.

Das digitale Lesen dagegen ist jung, flüchtig, und kulturell eher mit Eile als mit Ernsthaftigkeit konnotiert. Man liest dort viel, aber anders: schneller, durchscrollend, oft fragmentarisch. Nicht weil der Bildschirm das verlangt – sondern weil man es so eingeübt hat. Man liest so, wie man googelt: mit dem Auge auf der Uhr und der Hand in Bereitschaft zum Wischen.

Doch was, wenn das nicht sein muss? Was, wenn der sogenannte Bildschirmnachteil weniger mit dem Medium zu tun hat als mit der Praxis? Was, wenn das tiefere Lesen keine Frage des Papiers, sondern des Willens ist? Der Kindle – gewissermaßen das Papier für Fortgeschrittene – bietet ja bereits vieles von dem, was man dem gedruckten Buch nachsagt: Ruhe, Übersicht, Reduktion. Und doch verhalten sich viele Menschen ihm gegenüber anders – fahriger, sprunghafter, ungeduldiger. Vielleicht, weil ihnen das Buch noch heilig ist – und der Kindle bloß nützlich.

Wer genauer hinsieht, erkennt: Lesen ist keine naturgegebene, universelle Tätigkeit, sondern eine situierte Praxis. Wie man liest, hängt nicht nur vom Text ab, sondern vom Ort, vom Gerät, von der inneren Haltung. Und diese Haltung ist kulturell geprägt – nicht biologisch, nicht technisch determiniert.

Der Vorteil des Papierbuchs ist also womöglich kein struktureller, sondern ein symbolischer: Wir lesen es besser, weil wir es für das „eigentliche“ Lesen halten. Wer mit einem E-Reader aufgewachsen ist, könnte das anders erleben. Was uns bleibt, ist ein Übergang. Zwischen zwei Leseepochen, zwei Medienkulturen – und zwei Arten, sich selbst beim Lesen zu begegnen.

Bis dahin gilt, ganz pragmatisch: Wer verstehen will, was er liest, nehme das Papier. Wer einfach nur lesen will – überall, jederzeit, in drei Sprachen gleichzeitig – nehme den Kindle. Und wer beides kann: Glückwunsch. Sie gehören zur nächsten Leser-Generation.