Freitag, 26. Februar 2016

Bibliothekspolitik in Sachsen-Anhalt - ein Blick in die Wahlprogramme

CDU

Im Wahlprogramm der CDU wird vor allem die kulturelle Vermittlerrolle vom Bibliotheken gewürdigt:

S. 56: “Die Förderung der Literatur umfasst die Lese- sowie die Autorenförderung. Für den offenen Zugang zu Büchern und anderen Medien leisten unsere Bibliotheken eine unverzichtbare Arbeit. Deshalb wollen wir ein abgestuftes und effektiv arbeitendes Bibliothekssystem erhalten und fördern. Der Übergang von der Industrie- zur Informationsgesellschaft wird von gewaltigen kulturellen Brüchen begleitet sein. Deshalb wird der kulturellen Kompetenz eine gesteigerte Bedeutung zukommen. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen kulturellen Bildung liegt in gut ausgebildeten Erzieherinnen und Erziehern und engagierten Lehrkräften, die mit Sachkenntnis und Leidenschaft Kunst und Kultur in Theorie und Praxis vermitteln.” 

Auf S. 57 wird die Digitalisierung von Kulturgut thematisiert. Im Vordergrund stehen zwar Museen. Da aber allgemein von Sammlugen die Rede ist und überdies auch Archive erwähnt werden, kann man die Ausssagen auch auf bibliothekarische Sammlungen beziehen:

“Die Digitalisierung der in Sachsen-Anhalt vorhandenen Sammlungen ist eine bedeutende Aufgabe für die Zukunft. Die virtuelle Verfügbarmachung unserer Museumsschätze ist ein weiterer Schritt zur Teilhabegerechtigkeit und gleichzeitig eine wichtige Quelle für neue Erkenntnisse in der historischen Forschung. Um Dokumentation, Restauration und Konservierung der Sammlungsbestände in kommunal oder privat getragenen Museen zu fördern, wollen wir Sammlungs- und Restaurationsverbünde befördern, die sich auch für die kulturelle Bildung von Schülerinnen und Schülern engagieren. … Deshalb werden wir unsere Archivbestände und Sammlungen durch Digitalisierung virtuell verfügbar machen …”

SPD

Im Wahlprogramm der SPD sucht man bibliothekspolitische Themen vergebens. In der Kulturpolitik gibt es, liest man sich S. 49 durch, offenbar nur Theater, Orchester und die freie Szene.

DIE LINKE

In ihrem Wahlprogramm geht DIE LINKE auf Fahrbibliotheken ein:

“DIE LINKE Sachsen-Anhalt will für den ländlichen Raum Förderprogramme zur Anschaffung bzw. zum Umbau von Fahrzeugen für rollende Lebensmittelläden, Bibliotheken u.ä. auflegen.” (S. 8)

Bibliotheken werden als Einrichtungen der kulturellen Bildung gewürdigt:

“Mit den erzielten finanziellen Mitteln aus unserem Kulturfördergesetz wollen wir vor allem den Zugang von Kindern und Jugendlichen zu Einrichtungen der kulturellen Bildung – darunter Musikschulen und Bibliotheken – verbessern.“ (S. 16)

Das Kulturfördergesetz soll eine Art Umlagefinanzierung für Kultur schaffen, vgl. S. 40.

Bibliotheken gehören zur kulturellen Identitätsstiftung im Land:

“Zu den identitätsstiftenden kulturellen Reichtümern des Landes gehören die Museen und Gedenkstätten, die Bibibliotheken, die Kunstvereine und Stiftungen, die Theater- und Orchesterlandschaft, die Dome und Schlösser sowie die vielfältigen Einrichtungen zeitgenössischer Kunst und Kultur ebenso wie die zahlreichen Orte kultureller Bildung.“ (S. 46)

Auf S. 41 finden sich Aussagen zur OER:

“Ein verlässlicher und gleichberechtigter Zugang zum Internet ist in einer Wissensgesellschaft eine Basis für Teilhabe an demokratischen Diskur-sen. Wir setzen uns für eine stärkere Einbindung von Internet und digitalen Medien in den Angeboten von Kita, Schule sowie der Kinder- und Jugendhilfe ein. Insbesondere der offene Austausch von digitalen Lehr- und Lernmitteln nach »Open Educational Ressources«-Standards soll Bestandteil formellen und informellen Lernens sein.” 

GRÜNE

Die Grünen ordnen Bibliotheksthemen in ihrem Wahlprogramm auf S. 24 unter dem Oberbegriff des Zugangs zu Informationen ein. Sie fordern eine kommunale Pflichtaufgabe:

“Informationen allen zugänglich machen

Wir wollen die öffentlichen Bibliotheken erhalten und ihre Angebote ausweitenund elektronisch zugänglich machen. Wir sehen dies als kommunale Pflichtaufgabe. Der Zugang zu Wissens- und Informationsbeständen ist einelementares Grundrecht. Bibliotheken und Schulen wollen wir vernetzen undgerade im ländlichen Raum zu Kultur- und Bildungszentren vor Ort entwickeln.Alle Menschen müssen ungehinderten Zugang zu Informationen im Internet haben, insbesondere zur ständigen Fortbildung. Bibliotheken verstehen wir daher als Bildungseinrichtungen und Medienvermittler.

Zum freien Zugang zu Informationen gehören auch verlässliche Informationsträger. Deswegen wollen wir in unserem Bundesland Werbung,Sponsoring und andere Versuche der Einflussnahme, wie kostenlose„Unterrichtsmaterialien“ mit einseitiger Ausrichtung an bestimmten Interessen,an Kindertagesstätten und Schulen verbieten.

Mit staatlichen Geldern erforschtes Wissen gehört der Allgemeinheit und mussfrei verfügbar sein. Wir unterstützen daher nachdrücklich „Open Access“-Initiativen und Netzneutralität.“

Bibliotheken sind Teil der Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts und gehören zur kulturellen Infrastruktur des Landes, vgl. S. 63

Bibliotheken sollen niederschwellige öffentliche Kulturräume bilden:

“Vor allem Kinder und Jugendlichebrauchen öffentliche Räume, in denen sie ihre Kreativität entfalten können.Ihr Zugang zu Musikschulen, Bibliotheken, Theater- oder Tanzprojekten darfnicht am Geldbeutel der Eltern scheitern.“ (S. 64)

Im ländlichen Raum setzt man auf Fahrbibliotheken, S. 64.

F.D.P.

Im Wahlprogramm der F.D.P. gibt es nur Kulturtourismus, Theater und Musikschulen. 

AfD

Bibliotheken - traditionell Orte selbstbestimmter Reflexion - kommen erwartungsgemäß im Wahlprogramm der AfD nicht vor. 

Ansonsten gibt es nur Museen, Theater und Orchester:

“Museen, Orchester und Theater sind in der Pflicht, einen positiven Bezug zur eigenen Heimat  zu fördern.“ S. 20

Aber vielleicht sind Bibliotheken ja mitgemeint, wenn es auf S. 20 f. heißt:

“Kulturpolitik  darf  sich  nicht  auf  die  medienwirksame  Eröffnung  von Großprojekten  oder  die  Übergabe  von  Förderbescheiden  beschränken, sondern  sollte  ebenso  für  den  Erhalt  der  vielen  hundert  kleinen Kultureinrichtungen  sorgen.”