Wer Open Access fordert, gilt gemeinhin als Copyright-Kommunist. Die Idee, dass das Wissen der Welt kostenfrei jedermann zur Verfügung steht, passt gut zu einer politischen Position des Teilens und der Teilhabe.
Vielleicht ist aber alles ganz anders? Vielleicht gibt es einen Master-Plan, der unter dem Deckmantel einer philanthropischen Wissensallmende ganz andere, ganz und gar nicht gemeinnützige Ziele verfolgt?
In einem kritischen Vortrag über die Zustände an den Management-Hochschulen der Gegenwart der englischen Literaturwissenschaftlerin Marina Warner findet sich folgender Satz:
“It is bizarre that under the new Open Access rules which decree that all research done using public funds must be freely available online, university researchers funded by business are held to secrecy.“
Aha?! Open Access soll es vor allem für die öffentlich finanzierte Forschung geben. Auch das in das deutsche Urheberrecht eingeführte Zweitveröffentlichungsrecht (§ 38 Abs. 4 UrhG) knüpft an die überwiegend öffentliche Finanzierung der Forschung an. Aber Moment mal ..!
Jetzt zählen wir doch 1 und 1 zusammen: Was der Steuerzahler bezahlt, soll jedem, also auch der Industrie, zur freien Bedienung zur Verfügung stehen. Was dann aber etwa Rahmen überwiegend privatwirtschaftlich finanzierter Forschung mit geschieht, ist natürlich nicht Open Access.
“Kann es also sein, dass hier unter der Hand eine Aneignung des öffentlich geschaffenen Wissens durch das Kapital erfolgt, das seinerseits die eigene Forschung unter dem Radar belässt oder nur in Form geschützter Patente öffentlich macht?”, so fragt sich der engagierte Copyright-Kommunist.
Und wenn man da bei Marx im Kapital noch sowas liest: “Die Wissenschaft kostet dem Kapitalisten überhaupt ‘nichts’, was ihn durchaus nicht hindert, sie zu exploitieren. Die ‘fremde’ Wissenschaft wird dem Kapital einverleibt wie fremde Arbeit.” (MEW 23, S. 407, Fn. 108) …. Hm ….
Nein, das kann ja gar nicht sein. Das ist ja nur eine bizarre Verschwörungstheorie. Ganz sicher. Ohne Zweifel. Dumme Gedanken sind das. Mehr nicht …