Samstag, 11. Februar 2017

Die Soziallehre der Internetausdrucker

Ein stattliches Handbuch der Katholischen Soziallehre hat Anton Rauscher 2008 bei Duncker & Humblot herausgegeben.

Anton Rauscher (Hrsg.), Handbuch der Katholischen Soziallehre, Berlin 2008, XXIV, 1129 S. (!!)

Ich habe das Buch mit Entsetzen nach dem ersten Durchsehen aus der Hand gelegt.

Im Stichwortverzeichns fehlen: Wissensgesellschaft, Informationsfreiheit, Urheberrecht, Geistiges Eigentum, Datenschutz, selbst „Soziale Kommunikationsmittel“(!!).
„Kommunikation“ in einem allgemeineren Sinn wird nur im Kontext von moraltheologischen Diskursen und bei „Ehe und Familie“ erörert.

Es gibt jedoch einen eigenen Abschnitt „Die Mediengesellschaft und ihre ethischen Herausforderungen“ von Wolfgang Bergsdorf. Im Literaturverzeichnis sind 12 Titel verzeichnet, drei davon von Bergsdorf selbst, keine Publikation jünger als 2006. Daher erfahren wir auch, dass die tägliche Internetnutzung bei 44 Minuten am Tag liegt.

Offenbar ist Rauschers Handbuch als Gedächtnisschrift der Soziallehre konzipiert. Es spiegelt die Welt der Internetausdrucker. Eine katholische Soziallehre des 21. Jahrhunderts kann das Thema Informationsgerechtigkeit, Geistiges Eigentum und Wissensgesellschaft nicht ignorieren, wenn sie noch erstgenommen werden will. Der Heilige Stuhl selbst ist da übrigens bedeutend weiter:

Päpstlicher Rat für die Sozialen Kommunikationsmittel: Ethik im Internet Kirche und Internet (Arbeitshilfen der Deutschen Bischofskonferenz ; 163), Bonn 2002 (sic!).