In einem Buch, das sich als poltische Streitschrift eines konservativen Journalisten gegen die sich etablierenden Linken der 68er Bewegung und deren “kollektivistische” Ideen versteht, heute freilich nur noch zeitgeschichtlich oder für wertkonservative Antiliberale von Interesse ist, findet sich eine schöne Beschreibung der Subversivität von Bibliotheken:
“Sozialistische Revolution ist Kulturrevolution. Die Antwort auf sie liegt im Gebrauch der geistigen Freiheit. Die Bibliothek geht in die Katakombe. Sie ist allerdings nur ein vorsorglich zu bereitender Ort des Rückzuges, nicht eine Oase weltabgewandter Bequemlichkeit.” S. 191
Die Nutzung der Bibliothek wird als eine Art militanter Aktion imaginiert:
“Wir sprachen auch, vielleicht um einen Grad zu dunkel gestimmt, von der Bibliothek in der Katakombe. Der Fall der Bilder deutet darauf hin, daß die Auseinandersetzung um das geistige Programm des Menschen geht und mit Mitteln des Geistes ausgefochten werden muss. Dafür gilt es sich zu rüsten. Was kommt, ist ein schwieriger und gefährlicher Waffengang. An … der Heiligung und Verbrennung von Texten … ist da abzusehen.” S. 215
Und das Studium erscheint als “Kampf”:
“Der Mann mit dem Buch ist militant … Der Studienbereich der groß, man braucht den Fleiß der Revolutionäre, um ihn zu bewältigen. Der Geist einer Sache steckt in den Details. S. 216 f.
Natürlich muss man die Sache des Gegeners kennen:
“Da die radikalen Linken geschwätzig sind, haben sie eine ganze Bibliothek von Revolutionsliteratur verlegt und vertrieben. Die Schriften sind von großer Wichtigkeit.” S. 217
Der Autor gibt am Ende seines Werkes eine Liste mit einschlägiger Literatur (S. 227-230), die man kennen sollte, wohl auch, damit man dazugehört:
“Der Mann mit dem Buch gehört zu einer Elite.” S. 218
Quelle: Herbert Kremp: Am Ufer des Rubikon : eine politische Anthologie, Stuttgart 1973.