Sonntag, 12. Februar 2017

Zwei Jahre ohne INETBIB

Anfang Februar 2015 habe ich nach ziemlich genau 14 Jahren INETBIB verlassen.

Schon seit längerer Zeit war die Liste nur noch eine Stellenbörse, ein Fortbildungsankündiger oder ein Propaganda-Kanal für aktuelle Projekte.

Laut Selbstdarstellung soll INETBIB aber eine “Kommunikationsplattform“ sein. Auch die Zahl der Teilnehmer ist sehr beeindruckend, aktuell mehr als 8.200!!

Warum finden dann auf der Liste keine Diskussionen statt? Warum sind praktisch keine Entscheidungsträger präsent?

Wir leben wegen der digitalen Herausforderungen aktuell in einer der für das Bibliothekswesen spannendsten Zeit überhaupt. Und da gibt es nichts zu diskutieren??

Merkwürdigerweise lesen immer noch viele Leute gute Beiträge auf der Liste, wenn sie denn mal gepostet werden. Selbst schreiben sie aber nichts. Warum? Keine Zeit? Lächerlich. 

Oder traut man sich nicht? Wenn dem so ist, wo genau liegt das Problem?

Entweder sind Bibliothekare wirklich die grauen verhuschten Mäuse, für die ein gängiges Vorurteil sie möglicherweise nicht ganz zu Unrecht schon immer gehalten hat, oder es gibt in den Bibliotheken auf der Führungsebene einige problematische Leute. 

Bibliotheken sind Orte der intellektuellen Herausforderung und so auch der Diskussion. Wer in seinem Haus nicht in der Lage ist, bei den Mitarbeitern fachliche Neugier und kritische Diskussion zu ertragen, sollte in sich gehen und den Beruf wechseln.

Da mich die allermeisten Ankündigungen auf INETBIB nicht interessieren und ich keine Lust mehr habe, Diskussionsbeiträge und Gedankenanstöße vor einem schweigenden Publikum auszubreiten, bin ich dann mal weg … 

Zum Schluss noch dies: Wenn Bibliotheken sich immer gerne darüber beklagen, in Politik und Gesellschaft nur unzureichend wahrgenommen zu werden, dann sollte an dieser Stelle ganz dringend die interne Diskussionskultur hinterfragt werden. 

Wer nur passiv konsumiert, kann nicht erwarten, als irgendwie relevanter Akteur der neuen Wissensgesellschaft gelten zu können. Von glaubwürdiger Medien- und Internetkompetenz will ich bei 8.200 schweigenden Kolleginnen und Kollegen erst gar nicht reden. 

Vielleicht irre ich mich ja auch. Vielleicht ist alles nur ein großes Missverständnis. Vielleicht verstehe ich die möglicherweise gewandelte Funktion von INETBIB nicht richtig. 

Dann ist ja alles halb so schlimm, obwohl immer noch die Frage bleibt, warum die größte digitale Plattform des deutschen Bibliothekswesens so wenig aktiv genutzt wird?