Mit diesem Problem bin ich vermutlich nicht allein. Kaum öffnet man seine sozialen Netzwerke, so entdeckt man eine Fülle interessanten Materials, das auch nur halbwegs zu lesen oder gar zu sichten, aussichtslos ist. Und zu allem Überfluss gibt es auch noch die gedruckte Welt, die in Gestalt von Büchern und Artikeln nicht wenige neue und kennenswerte Inhalte bietet.
Wenn man alle diese Informationen kuratiert, also in den diversen analogen oder digitalen Zettelkästen verzeichnet hat, dann ist die Lesezeit, die man realistischerweise zur Verfügung hat, fast schon aufgebraucht.
Man weiß jetzt, was es alles gibt, weiß aber nicht, was das alles soll. Klasse! :(
Hier stellt sich die ernste Frage, wie lange man diesen Spagat zwischen digitaler und analoger Welt noch aushalten und mitmachen kann.
Eigentlich bietet die digitale (und zudem frei zugängliche!) Welt schon jetzt genügend Inhalte, um allein auf sie gestützt in praktisch jedem Fach seriöse Wissenschaft zu betreiben. Dass die gedruckten Inhalte vielfach immer noch mehr im Fokus stehen als die digitalen, ist im Grunde nur eine Frage der Konvention. Diese kann sich schlagartig ändern, wenn und soweit die maßgeblichen Kreise, heute sagt man auch “die community”, ihr Lese- und Arbeitsverhalten ändern.
Interessanterweise haben gerade die sozialen Netzwerke dazu beigetragen, dass das Lese- und Informationsverhalten vor allem dann, wenn es um die Suche nach Neuigkeiten geht, mittlerweile weitgehend digital ist. Nur die Produktion, das Schreiben, hinkt hier merkwürdigerweise noch hinterher.
Der Spagat, den wir in der verzweifelt geteilten Aufmerksamkeit zwischen analog und digital schmerzlich spüren, wir könnten ihn ganz einfach auflösen, wenn wir uns auch beim Schreiben für eine Seite entscheiden. Und wenn wir ganz ehrlich zu uns sind und alle ungefragt übernommenen Konventionen außer acht lassen, dann ist dies dann wohl die digitale Seite …
Aber vielleicht müssen wir uns gar nicht entscheiden. Es wird von Fach zu Fach sicher unterschiedlich schnell, dafür aber in jedem Fall todsicher der Tag kommen, an dem die interessanteren Inhalte digital sind.
Dann wird der Spagat ganz einfach nur noch Mediengeschichte sein.